Kein ‘Gewissen der Nation’: Gisela Elsner und der bundesrepublikanische Intellektuellen-Diskurs

Abstract

Es gibt viele Gründe, warum Gisela Elsner, obwohl sie sich zu politischen Themen öffentlich äußerte, keine Schriftstellerin als öffentliche Intellektuelle im Sinne eines Heinrich Böll, Günter Grass oder Martin Walser sein konnte und auch nicht sein wollte. Gerade durch die Randposition Elsners aber wird eine Perspektive auf den Intellektuellen-Diskurs möglich, die die Grenzen der öffentlichen Rolle des Intellektuellen in der Bundesrepublik besonders deutlich werden lässt. Elsners politische Stellungnahmen können als ein bedenkenswerter Gegenentwurf zu gängigen Auffassungen des >kritischen< Intellektuellen gesehen werden. Im Folgenden geht es bei der >Wiederentdeckung< der nicht-fiktionalen Schriften Elsners demnach weniger um eine historische Rekonstruktion als um die Frage nach der aktuellen Relevanz der Texte, die hier im Zusammenhang mit einer Bestimmung der Rolle des öffentlichen Intellektuellen betrachtet werden. Gründe, Elsner selbst nicht als öffentliche Intellektuelle in einem herkömmlichen Sinn zu sehen, sind mit allen Begriffen im Titel dieses Beitrags genannt: Gewissen, Nation, Bundesrepublik und Intellektuellen-Diskurs. In umgekehrter Reihenfolge gliedern sie die folgenden Überlegungen.